Systemische Familientherapie geht davon aus, dass der Grund eines Problems oder einer Symptomatik (z.B. Streit, Schmerzen oder
Depression) nicht im Individuum zu suchen ist, sondern in der aktuellen Familiendynamik. Diese spezifischen Erwartungs- und Verhaltensmuster sind durch eine Vielzahl von Faktoren
beeinflusst, z.B. durch aktuelle Lebensumstände (z.B. berufliche oder schulische Anforderungen, Umzüge, Trennungen), die Lebensphase (z.B. Geburt eines Kindes, Pubertät, Auszug der Kinder,
Eintritt in das Rentenalter), durch frühere Generationen
("Das wurde bei uns schon immer so gemacht."). Somit geht Systemische Familientherapie von komplexen Wechselwirkungen zwischen allen Familienmitgliedern aus, statt nach einem Schuldigen oder
einem Leidtragenden zu suchen.
In einer Systemischen Familientherapie bekommen alle Beteiligten Raum und Zeit, die eigene Perspektive, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Befürchtungen
einzubringen. Dadurch gewinnen alle Familienmitglieder neue Informationen. Gegenseitige Erwartungen und Missverständnisse können entdeckt, Verletzungen und Enttäuschungen angesprochen
werden.
Ist mindestens ein Familienmitglied von ungelösten Konflikten, schwierigen Umständen/Ereignissen
oder Veränderungen betroffen, so kann Systemische Familientherapie dabei unterstützen, die Ressourcen ihrer Familie zu aktivieren. Denn
soziale Unterstützung ist einer der stärksten gesundheitsfördernden Faktoren. Daher ist es umso wichtiger
diese Kraft zu aktivieren, statt nach einem Schuldigen zu suchen.
schwierige Lebensumstände
Geburt eines Kindes, Umzüge, Schulwechsel, Pubertät, Arbeitslosigkeit, voll berufstätige oder alleinerziehende Eltern, Unfall, Verlust/Tod wichtiger Bezugspersonen
Umbrüche in der Biographie
historisch, gesellschaftlich oder persönlich,
z.B. Wendezeit in der DDR, Migration
ungelöste Konflikte
wiederholende Streitsituationen,
unterschiedliche Bedürfnisse, Eheprobleme, Scheidung,
getrennte Eltern
Traumatisierungen
individuell oder familiär, innerhalb oder außerhalb der Familie
Kontaktabbrüche innerhalb der Familie
nicht mehr miteinander reden, sich aus dem Weg gehen
Psychische Erkrankungen eines Familienmitglieds
Depression, Ängste, psychosomatische Beschwerden
Sie sind längst erwachsen und leben Ihr eigenes Leben, aber es gibt fortlaufende und belastende Konflikte mit Ihren Eltern oder Geschwistern? Haben Sie Probleme im
Umgang mit Ihren erwachsenen Kindern? Fühlen Sie sich schuldig oder macht ihnen ein Familienmitglied Vorwürfe? Aktuelle Probleme im Umgang miteinander oder Kontaktabbrüche können auf frühere
ungelöste Konflikte oder nicht vollständig abgeschlossene Entwicklungsschritte hinweisen.
Es kann entlastend und heilsam für alle Familienmitglieder sein, sich den "alten" Themen in einem sicheren Rahmen zuzuwenden. Manchmal finden sich bedeutsame Einflüsse/Ereignisse sogar in früheren Generationen. Im Zentrum steht die Frage, wie die heutigen Beziehungen gestaltet werden können, damit Frieden in die Familie einkehren kann.
Sollte es nicht (mehr oder noch nicht) möglich sein mit der ganzen Familie in die Familientherapie zu kommen, können Fragestellungen individuell in der Psychotherapie oder Systemischen Beratung bzw. in der Paartherapie (der Eltern) bearbeitet werden. Veränderungen im eigenen Denken, Fühlen und Verhalten können Veränderungen im Familiensystem anstoßen.